Nach einer langen virusbedingten Aus-, bzw.
Wartezeit besuchte die KKR anfangs Februar 2021 die Künstlerin Ruth Fehr in
ihrem Atelier an der Heidenerstrasse 31 in Rehetobel. Den ganzen Raum hat sie
wie eine Ausstellung inszeniert. An den Wänden hängen farbige Bilder. Viele
haben ein ähnliches, quadratisches Format. Andere, frühere Arbeiten sind nicht
viel grösser als eine Postkarte. Auf fast jeder möglichen Fläche hat sie
weitere Arbeiten zur Ansicht aufgestellt. Auf dem Boden präsentiert sich eine
schöne Abfolge von fünf neueren filigranen Arbeiten. Und ihre Werkbücher liegen
zur Ansicht auf einer Bank. Ruth erklärt uns mit launigen Worten, dass sie von
der Leinwand, über den Rahmen, bis zu den Farben so viel wie möglich selbst
anfertigen würde. Sie verwende nur wenige Grundstoffe, dabei sei es ihr
wichtig, ja ein grosses Anliegen bei allen Arbeitsschritten mit ihren Händen zu
arbeiten. Auf diese Weise könne sie ihr Arbeitsmaterial auch sinnlich und haptisch
erfassen.
Doch zuvor gäbe es manchmal auch die ruhigen,
besinnlichen Momente. Die Zeit in denen Ideen für zukünftige Arbeiten reifen. Sie
sei ein Morgenmensch. Ab und zu sitze sie einfach in ihrem Atelier, denke nach,
beschäftige sich mit einem speziellen Thema. Solche Momente beschreibt sie mit
den Worten, dass „sie nicht müsse oder nicht gewillt sei ein Bild zu malen“.
Einfach präsent sein, die Stille geniessen, warten und erkennen was zu ihr kommen
mag. Oder sie laufe auf Wegen „rond om Rechtobel“, um sich durch die Ruhe oder
der Umgebung für ihre zukünftigen Werke inspirieren zu lassen. Aktuell beschäftigt
sie sich mit Formen und Ornamenten, dargestellt von und mit Ellipsen. An der einen
Atelierwand hängt eine grossflächige Zusammenstellung von einzelnen Bildern. Elliptisch
abstrakte Formen, mit kräftigen Farben auf Leinwänden. Ruth meint, dass diese Zusammenstellung
mit weiteren Arbeiten im gleichen Stil ergänzt, somit auch vergrössert und als
Fläche ohne Ende ausgebaut werden könnte. „... so wachsen sie in alle
Richtungen ...“ sagt sie. Eine spannende Vorstellun
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Die KKR zu Besuch bei Daniel Bernasconi – Handpan
Erbauer
Am 23. Mai 2019 besuchte die Kulturkommission Daniel
Bernasconi in seiner Werkstatt an der Sägholzstrasse 35 in Rehetobel. Nachdem
wir längere Zeit auf dem Vorplatz die wunderbare Aussicht auf Wald und den
Alpstein genossen haben wurden wir von Daniel (Rehetobel ist ein Du-Dorf)
herzlich empfangen. Der Berichtende hat über Bekannte erfahren, dass sich im
Dorf ein Spezialist, ja sogar ein Könner, der die sogenannten Handpan
Instrumente baue kürzlich niedergelassen habe. Daniel Bernasconi hörte vor ca. 9 Jahren, bei
einem Straßenmusikanten erstmals den sphärischen Sound einer Handpan. Er war
augenblicklich fasziniert von den vielfältigen Klang- und Ausdruckmöglichkeiten
dieses Instrumentes. Der Klang habe ihn richtig in Bann gezogen und auf Google
habe er dann einiges über dieses Instrument erfahren. So auch, dass dieses
Instrument in der Schweiz erfunden und gebaut wurde. Ausgangslage sei der
Wunsch eines Perkussionisten gewesen, der ein vom Klang her einer Steel Pan
ähnliches Instrument wünschte, das er mit den Händen spielen könnte. Da die
erste Handpan in Bern konstruiert und gebaut wurde erhielt sie den unterdessen streng
geschützten Namen (Hang = Hand auf berndeutsch). Der Ursprung der Handpan ist die Steel Pan
oder Steel Drum. Erfunden wurde die Steel Drum in den 1930er Jahren auf der
karibischen Insel Trinidad. Dort ist sie das Nationalinstrument. Auf den
damaligen Plantagen war Trommeln auf afrikanischen Schlaginstrumenten von den
britischen Kolonialherrschern nicht gerne gesehen, quasi verboten. Zu dieser
Zeit existierte in Trinidad eine prosperierende Ölindustrie, es gab gebrauchte
Ölfässer im Überfluss aus denen findige Menschen die ersten Steel Drums herstellten.
Neben dem Karneval in Rio ist der Karneval auf Trinidad einer der grössten der
Welt. Karnevals sind traditionell Umzüge und so wurden die Steel Pans mit
Gurten um den Hals gehängt damit man spielend marschieren konnte. Im Inselstaat
Trinidad & Tobago gibt es riesige Steel Bands mit bis zu hundert
Mitspieler*innen. Googlen
sie mal BP Renegades, Invaders Steel Orchestra oder Massy Trinidad All Stars … Viel Spass!
Port of Spain:Steelband aus den 50iger Jahren.
Doch zurück nach
Rehetobel, in die Werkstatt von Daniel Bernasconi. Den grossen Raum teilt er
sich mit seiner Partnerin, die auf Wunsch Handpans oder Transportbehälter mit
ausdrucksstarken Mandalas verziert. Daniel lässt die 1 mm dicken Grundformen
aus Stahl extern pressen und härten. Zum Tuning, dh zur Einstimmung der Handpan
begibt er sich in eine kleine, schallgedämpfte Kammer. Dort bearbeitet er das
Blech mit dem Hammer solange bis die gewünschte Stimmung vorhanden ist. Stimmt
diese und bleibt sie stabil so klebt Daniel die obere Spielhälfte mit der
unteren Resonanzhälfte zusammen. Dazu wird rundum ein Band zum Schutz gezogen
und fertig ist eine Handpan. Rund 80 solcher Handpans fertigt er pro Jahr an
und alle seien schon zum Voraus verkauft.
Werkstatt von Daniel
Bernasconi
Nach der
eindrücklichen Vorstellung über die Herstellung von Handpans verlassen wir die
Werkstatt. Daniel lädt uns in das Musik Zimmer ein. Hier stellt er uns weitere
Modelle vor und beeindruckt uns mit rhythmischen und magischen Klängen, die er
mit seinen Händen erzeugt. Die Frage ob er noch öffentlich auftrete verneint
er, er spiele nur noch für sich selber. Falls gewünscht könne er einen guten
Freund und hervorragenden Handpan Spieler aus Wil empfehlen. Beindruckt von
seiner ruhigen, bestimmten Art bedanken wir uns bei Daniel Bernasconi, freuen
uns wieder einen interessanten Menschen in unserem Dorf besuchen und
kennengelernt zu haben. Falls Sie mehr zu und über Daniel Bernasconi erfahren
möchten: www.somasoundsculptures.com.
Weitere Quellen: Wikipedia, Wikimedia, Google
und YouTube Für die KKR im Juni 2019, Hans Rudolf Lüscher
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Zu Besuch bei Martina Wagner – eine vielseitige
Kulturfrau ...
Am 17. November 2017 besuchte die Kulturkommission
Martina Wagner in ihrem Wohnort an der Sägholzstrasse 18 in Rehetobel. Wir
wurden von ihr sehr freundlich und offen empfangen und bald erfuhren wir
einiges aus ihrem vielgestaltigen Berufs- und Kulturleben.
Martina Wagner wuchs im Dorf auf, besuchte
hier die Primarschule und anschliessend die Oberstufe in Trogen. Da sie unbedingt
etwas im gestalterischen Bereich machen wollte absolvierte sie den einjährigen gestalterischen
Vorkurs in St. Gallen. In Wattwil erlernte sie dann in vier Jahren den Beruf
einer Schaufensterdekorateurin. Viel eigenes Gestalten sei da möglich gewesen.
Für Mode- und Kaufhäuser, Museen sowie auch bei Schaufenstern von Coiffeuresalons
oder im anstrengenden Messebau habe sie „ ... viel gelernt – aber nüt
rechtig!“. Bei dieser Ausbildung lernte sie durch und mit Bearbeitung von Werkstoffen
wie Textil, Holz, Metall, Farben und Siebdrucke verschiedene Ambiente und
Stimmungen zu kreieren. Nach Abschluss der Lehre arbeitete sie in Balgach noch rund
anderthalb Jahre in diesem Beruf.
Doch dann war eine erste Pause angesagt – es
folgte eine sechsmonatige Reise nach Neuseeland. Zurück gekommen habe sie an
der Bar des Restaurants Hardys in St. Gallen erste Erfahrungen im Gastgewerbe
machen dürfen. Als Ergänzung beschreibt sie auch die Wintersaison in einem
Bergrestaurant in Engelberg sowie einige Monate als Mitarbeiterin/Leiterin der
Jugendherberge in St. Gallen.
Danach sei sie von Freunden auf eine Mitarbeit
beim neuen Projekt KUGL (= Kultur am Gleis) angesprochen worden. Als
Allrounderin, etwas später als Inhaberin des Wirtepatents hat sie das KUGL Projekt
während dreier Jahre begleitet. Für sie erinnerungswürdig seien die „Jazz und
Würscht“ Abende gewesen sowie die frühen Morgenstunden nach langen Nächten mit dem
geruhsamen Blick auf die Geleise und die ein- und ausfahrenden Morgenzüge.
Doch dann habe sie sich wieder für den
Messebau entschieden wo sie für die Firma Konform aus Arbon in der ganzen Schweiz
im Bereich von Auf- und Abbau von Messeständen und -welten arbeitete. Ausgelöst
durch eine unklare Situation bei dieser Firma sowie dem Verkauf eines
Kinderwagens an das Stadttheater St. Gallen ergab sich für Martina Wagner ein
erster Kontakt mit der Theaterwelt. Bald darauf durfte sie sich bewerben und
wurde zu ihrer grossen Überraschung als Mitarbeiterin in der Requisite
angestellt, in der sie nun schon bald zehn Jahre mit grosser Freude und viel
Einsatz tätig ist. Die Requisitenabteilung eines Theaters arbeitet in direkter
Linie zusammen mit den jeweiligen Regisseur_innen, Bühnen- und
Kostümbildner_innen und ist zuständig für die Utensilien. In einer ersten Form
seien dies die „Spielsachen für die Schauspieler_innen. Auf der Suche nach den
gewünschten Gegenständen wären sie früher häufig durch Brockenhäuser gegangen.
Doch heutzutage habe das Internet die Suche vereinfacht. Dennoch müssen hin und
wieder notwendig Requisiten angepasst, verändert oder komplett neu angefertigt
werden. Das Stadttheater St. Gallen mit seinem sechseckigen Wabenbau sei ein
anspruchsvoller Arbeitsort, da die Unterhalts- und Betriebsräume denselben Grundriss
haben. Trotz den nicht ganz normalen Arbeits- und Präsenzzeiten will sie jedoch
weiterhin im Theaterbetrieb arbeiten. Die Organisation des Rechtobler
Weihnachtsmarktes hat Martina Wagner zusammen mit Anna Joos übernommen nachdem
Marianne und Theo Zähner diese freiwillige Arbeit nach zehn Jahren beendeten. Ein
Anspruch von ihnen sei gewesen den Markt auf die Strasse zu bringen, ihn draussen
stattfinden zu lassen und dabei verschiedene Plätze im Dorf zu bespielen. Für
den Start des ersten Marktes 2016 hätte sie von ihrer früheren Mitarbeit im OK
des Bädli Open Air in Trogen finanziell profitieren können. Ein anderes Projekt
das Martina Wagner seit drei Jahren aktiv mitgestaltet ist der Knecht Ruprecht.
Dabei werden in der Adventszeit freistehende Räume in St. Gallen
zwischengenutzt. In diesem Jahr die Räume vom ehemaligen BRO-Records im ersten
Stock an der Neugasse 48. Ein aktuelles Programm findet sich unter www.knechtruprecht.ch. Nach zwei sehr interessanten Stunden, vielen
Informationen über ihre Arbeit im Stadttheater sowie anderen Projekten verabschiedet
sich die Kulturkommission von Martina Wagner und wünschen ihr weiterhin Mut und
Kraft für die nächsten Jahre. Wir sind gespannt auf ihre nächsten Projekte ...
Für die KKR im Dezember 2017, Hans Rudolf
Lüscher
Die KKR zu Besuch bei Augustinus “Gass“ Markus
Rupp – Künstler & Tätowierer
Am 31. Oktober 2019, im dichten Nebel finden
sich zwei Kulturkommissionsmitglieder in der Buechschwendi ein. Vorerst sind
sie etwas ratlos, denn hier irgendwo hat die KKR einen Atelierbesuch beim
Kunstschaffenden „Gass“ vereinbart. Doch der Ort des Treffens bleibt den Beiden
vorerst unbekannt, sie warten. Da öffnet sich plötzlich eine nahe Türe und eine
tiefe Stimme fragt „... wollt ihr zu Gass?“. Alsbald sitzen wir alle bequem in einem warmen Atelier und führen ein
lockeres, dennoch intensives Gespräch mit Augustinus „Gass“
Markus Rupp.
“Gass“ hat als einer der letzten den aussterbenden Beruf als Schriftsetzer gelernt
und abgeschlossen. Von daher rühre auch seine Affinität zu Schriften und
Zeichen, gezeichnet habe er aber schon immer. Zeichnen sei seine Leidenschaft,
seine Passion. Autodidaktisch habe er geübt und gelernt, auf alle möglichen Materialien
gezeichnet. Und dabei viele seiner Ideen umsetzen dürfen, wobei es bei einigen
dieser Ideen manchmal auch bei der Vorstellung im Kopf bleiben würde. Nicht alles
lasse sich immer vorstellungsgetreu umsetzen. Eine letzte grosse Ausstellung
konnte er 2017 vor dem Umbau der ehemaligen City Garage, bzw. dem Parkhaus
Unterer Graben (UG 24) in St. Gallen machen. In diesen Räumen hätte er über unendlich
viel Platz sowie freie Hand bei der Auswahl verfügen können. Die Bauherrschaft sei
entgegenkommend und sehr offen gewesen. Und die Bilder und Installationen hätten
für ihn wunderbar in diese baufällige Umgebung gepasst. „Gass“
erzählt auch von einem neuen spannenden
Projekt. Bei diesem handle es sich im weitesten Sinne um Metall und Bergbau. Es
bleibt aber abzuwarten inwieweit sich dieses Projekt umsetzen lasse. Und ob er es
überhaupt realisieren könne. Falls dies gelingen sollte so werden die Medien
sicher darüber berichten. Wir sprechen auch über den kürzlich zustande gekommenen
Auftritt in der Sendung Persönlich von Radio SRF 1. Der Moderator war sehr
angetan von seinem idyllischen Wohnort. Seit rund fünf Jahren wohnt „Gass“ mit seiner Partnerin in
der Hofmüli in Rehetobel. Er ist unterdessen angekommen, er fühle sich wohl und
er geniesse die Zeit in seinem Atelier. Hier, inmitten der vielen Arbeiten
steht auch ein Billiardtisch, der den Raum prägnant mitgestaltet. An diesem Tisch
werde jeweils an jedem zweiten Montagabend in einer lockeren Runde gespielt.
Foto: Atelier Gass
Da er immer gezeichnet
habe sei sein Interesse, der Weg zum Zeichnen auf der Haut, also Tätowieren,
irgendwie naheliegend gewesen. Nach einer strengen Lehrzeit bei einem Meister
in San Franzisco war er während den ersten Jahren auch als reisender Tätowierer
in vielen europäischen Ländern unterwegs. Als Inspiration für seine Arbeit mit
der Nadel bezeichnet „Gass“ Fantasy Comics aus den 70er & 80er Jahren. Dabei habe er in den
90er Jahren in Basel erfahren müssen, dass Tätowieren zu dieser Zeit in der
Schweiz noch verboten war. So verlangte die Polizei von ihm das Tattoo Werbeschild
vor seinem Shop zu entfernen. Seitdem seien ja Tattoos fast schon Massenware
geworden, obwohl für ihn ein Tattoo schon etwas sehr Individuelles und Persönliches
darstelle. Bevor er mit der definitiven Umsetzung starte mache er eine
Zeichnung. Ist die Kundschaft mit der Vorlage einverstanden beginnt die Arbeit
auf der Haut. Nach einer kurzen Angewöhnungsphase schätzt er maximal zwei
Stunden gestochen zu werden als ertragbar. Dann bräuchten die meisten Menschen
und ihre Haut eine Pause. Er habe aber auch schon länger tätowiert. Dies vor
allem auf Reisen im Ausland und bei Menschen, die sich Tätowieren gewohnt
seien. Zur Wahl von Motiven erklärt er sich als offen, die Kundin oder der
Kunde würden bestimmen was sie zukünftig auf der Haut tragen wollen. Aber jedes
Tattoo von ihm sei ein Unikat. Gesichtstattos mache er keine und auch bei den
Händen sei er zurückhaltend. Vor allem jüngeren Menschen rate er davon ab. „Gass“ hat auch viel wissenswertes zur Geschichte und Entwicklung der
Tätowier Kunst zu erzählen. So vergeht die Zeit im Nu. Schlussendlich bedanken wir
uns ganz herzlich bei “Gass“, finden, dass wir einen bemerkenswerten Menschen
kennenlernen durften, der sich in Rehetobel niedergelassen hat. Und der bis auf
weiteres auch hier bleiben möchte ...
Für Hörinteressierte
der Link zur erwähnten Radio Sendung vom 15. September 2019: www.srf.ch/play/radio/persoenlich
Für die KKR im November 2019, Hans Rudolf
Lüscher
(Foto: Atelier Gass)
Die KKR zu Besuch im Atelier von Jan Lüthi – Gitarren
Restaurator
Am 17. Mai 2016 besuchte die Kulturkommission Jan
Lüthi in seinem Atelier an der Lobenschwendistrasse 4 in Rehetobel. Wir wurden
von ihm und seiner Frau Viola sehr freundlich empfangen. Der Berichtende kam
vor gut zwei Jahren in Kontakt mit Jan Lüthi als er übers Internet eine von ihm
komplett restaurierte „Vintage“ Gitarre, eine Framus Junior J-155 mit Jahrgang
1972 kaufte.
Jan Lüthi kam 1981 in Huttwil BE auf die Welt und
wuchs in Murten FR auf. Schon früh entwickelte er eine Begeisterung für
Rock’n’Roll (Elvis Presley) und die Pop Musik (The Beatles). Mit elf Jahren
begann er Gitarrenunterricht zu nehmen und mit sechzehn Jahren kaufte er sich seine
erste elektrische Gitarre. Das war eine Fender Stratocaster, die er bald nach
eigenen Vorstellungen umbaute und modifizierte. Leider liess sich sein
Berufswunsch (Gitarrenbauer – what else?) nicht umsetzen und so schloss er eine
Lehre als Kaufmännischer Angestellter ab. Nach der Lehre begann er als Verkäufer
im Musikhandel mit ersten Arbeiten an gebrauchten Gitarren im Kundenauftrag sowie
als selbständiger Gitarrenlehrer zu arbeiten. Ab 2004 startete er mit diversen Tätigkeiten
als Ton- und später auch als Haustechniker für die in der alternativen
Musikszene international bekannte Kulturinstitution Bad Bonn in Düdingen FR.
Seit dem Umzug nach St. Gallen, einem kurzen
Umweg über Trogen nach Rehetobel arbeitet Jan als Freelancer im
Tontechnikerbereich, was ihm Zeit und Möglichkeiten gibt die Restauration und den
Verkauf von „Vintage“ Gitarren, akustischen wie elektrischen, weiter zu
verfolgen und zu intensivieren. Speziell fokussiert hat sich Jan auf Marken wie
Framus, Höfner, Hagström oder andere sogenannte „Cheapos“ aus den fünfzigern
bis siebziger Jahren, die er vorwiegend in Deutschland besorgt. Mit viel
Sorgfalt, einigem Improvisationsgeschick, oftmals auch verbunden mit einer langwierigen
und intensiven Suche nach Originalteilen im Internet restauriert er die
Gitarren. Dies immer mit dem hauptsächlichen Ziel sie in jedem Fall für die zukünftigen
Benutzer wieder spielbar zu machen. Sobald eine Restauration abgeschlossen ist
bietet er die Gitarre in seinem Internet Shop zum Verkauf an. Jan macht aber
auch Service- oder Restaurationsarbeiten an ihm gebrachten Instrumenten. Der
Berichtende hat Jan einige seiner Instrumente zur Überarbeitung anvertraut und
er war immer sehr zufrieden, begeistert über die Qualität, die Leidenschaft und
die Sorgfalt durch die sich Jan’s Arbeit auszeichnet.
In der lockeren Runde erfahren wir einiges zur
Geschichte der elektrischen Gitarre. Und siehe da „Wer hat’s mit erfunden?“ – ein
Schweizer natürlich! Nämlich der 1891 mit seiner Familie aus dem Baselland nach
Amerika ausgewanderte Adolph Rickenbacher. Gemeinsam mit George Beauchamp und
Paul Barth entwickelte er 1931 einen elektromagnetischen Tonabnehmer und baute die
erste elektrische Hawaiigitarre. Aufgrund ihrer eigenwilligen Form nannte man
sie „Rickenbacker Frying Pan“ (= Rickenbacker Bratpfanne). Diese Lap-Steel
Guitar gilt bis heute quasi als das Urmodell, als erste ab 1932 in Serie
hergestellte elektrische Gitarre.
1936 brachte die Firma Gibson mit der
halbakustischen ES-150 eine Schlaggitarre auf den Markt, die über einen
Verstärker gespielt auch laut genug war um sich in einem Orchester
durchzusetzen. Da Halb- oder Vollresonanzgitarren bei hohen Lautstärken zu
Rückkopplungen neigen kamen zu Beginn der 50’er Jahre die ersten
Massivholzgitarren (= Solid Body) auf den Markt; so unter anderen die
klassischen Modelle der Gibson Les Paul sowie die Telecaster und die
Stratocaster von Leo Fender. Etwa zur selben Zeit wurden in Europa von deutschen
Firmen wie Framus und Höfner, in Schweden durch die Firma Hagström oder im
fernen Japan unter dem Label Ibanez akustische und elektrische Gitarren gebaut.
Und obwohl in den letzten Jahren die Tendenz zur vom Computer erzeugten Musik vorwiegt
bleibt die elektrische Gitarre weiterhin ein stilprägendes Arbeitsinstrument in
der Musikszene, dies vor allem auch wenn die Musik live auf der Bühne gespielt wird.
Seit diesem Jahr ist Jan Lüthi Besitzer einer eigenen
Marke mit Logo und er führt unter der Internetadresse www.stageguitarservice.com einen Internet Shop.
Über Besuche in
seinem Atelier freut er sich sehr, aber da er momentan freiberuflich viel
unterwegs ist – die alljährliche Festivalsaison hat begonnen – sind solche nur
nach Anmeldung möglich.
Für die KKR im Juni 2016, Hans Rudolf Lüscher
„Wie die
Beatles, es wird nie wieder etwas wie sie geben. Wie mein Elvis Presley. Ich
war der Elvis des Boxens.“ Muhammad Ali - R.I.P.
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Die KKR zu Besuch im Atelier von Luzia Lenggenhager und Rolf Trochsler
Die KKR zu Besuch im Atelier von Luzia Lenggenhager
und Rolf Trochsler
Am 2. Dezember 2015 traf sich die KKR mit Luzia
Lenggenhager zur Atelierbesichtigung im Dorf 3. Über eine hausinterne Treppe steigen
wir in die grossräumigen und langgezogenen Kellerräume hinunter. Früher wurden
diese Räume von der Familie Lutz zur Weinherstellung und -abfüllung sowie Weinlagerung
erbaut und zu diesem Zweck benutzt. In einem hinteren Kellerraum, der jetzt zur
Lagerung von verschiedensten Papieren, Offsetdruckplatten, Hölzern, etc. dient
finden sich noch Hinweise auf die ursprüngliche Benutzung. So sind die massiven
Holzgestelle mit diversen Weinsorten beschriftet. Linksseitig führt eine Rampe
zu einem südlichen Ausgang auf die Heidenerstrasse. Ein weiterer Ausgang liegt am
andern Ende des Ateliers unmittelbar neben der Galerie Tolle – Art&Weise.
Im ersten Atelierraum steht eine alte, in
Deutschland hergestellte handbetriebene Lithografiepresse. Daneben aufgereiht
und gestapelt liegen viele Lithosteine in unterschiedlichen Grössen und
Qualitäten. Die Wahl des geeigneten Steins wird bestimmt durch die geplante Zeichentechnik.
Ob zum Beispiel eine Kreide-, Tusche- oder Federzeichnung oder ein
Mehrfarbendruck vorgesehen ist. Je härter der Stein umso besser seine Qualität und
Eignung für z. B. eine Tuschezeichnung.
Vor dem Bezeichnen des Steins muss dieser in anstrengender
Handarbeit vorbereitet werden. Dazu wird er mit einer Schleifscheibe oder mit
einem zweiten Stein und Gebrauch von Quarzsand fein geschliffen. Die Korngrösse
des Sandes wählt man wiederum entsprechend dem geplanten Objekt. Zum Bezeichnen
benutzt man spezielle, fetthaltige Lithokreiden oder Lithotusche. Die nächsten Schritte
dienen dann dazu die fettführenden Stellen zu verstärken sowie die nicht zu druckenden
Stellen „wasserfreundlich“ zu halten. Dadurch werden die im anschliessenden
eigentlichen Druckverfahren von den Künstler_innen bezeichneten
„fettfreundlichen“, vor dem Drucken ausgewaschenen Partien beim Einwalzen der
fetthaltigen Farben diese annehmen - die übrigen, nicht bezeichneten und
wasserführenden Partien diese abstossen. Ist der Stein eingefärbt wird das
Papier darüber gelegt und die Zeichnung auf der Steindruckpresse unter grossem
Druck vom Stein auf das Papier übertragen.
Doch zurück zum Atelier; im mittleren Raum,
der auch gelegentlich für Konzerte genutzt wird, stehen diverse Schriftsetzdruckmaschinen,
–utensilien und es ist eine Vielzahl von verschiedenen Schriften und Schriftzeichen
zu bemerken. In naher Zukunft werden Besichtigungen von diesem Teil des
Ateliers möglich sein (Hansruedi Traber).
Im hintersten Abschnitt des Kellers befindet
sich der hauptsächliche Arbeits- und Atelierbereich. Hier ist ein kleiner Raum mit
alten ausrangierten Fenstern abgetrennt. So lässt sich dieser auch einfacher
beheizen. Auf dem darin befindlichen grossen Tisch wird gezeichnet,
geschnitten, Druckschritte vorbereitet, geklebt, aber auch Holz und Tonarbeiten
und/oder ähnliche künstlerische Arbeiten werden hier gemacht. Die an der Wand montierten
Tablare sind übervoll belegt mit Büchern, kleinen Bildern, Plastiken,
Zeichnungen, Entwürfen sowie diversen Arbeitsutensilien. Überall, im ganzen Atelier
finden sich Bilder und Skulpturen die von einem vielfältigen und kreativen
Schaffen zeugen.
Ebenfalls im hinteren Teil des Raumes steht
eine zweite Lithografiepresse die für experimentelles Arbeiten mit
verschiedenen Materialien und Techniken verwendet wird. Doch den meisten Platz
beansprucht eine Offsetpresse. Ein Druckverfahren das mit lichtsensiblen
Offsetplatten arbeitet, die verschieden abgedeckt und belichtet werden. Im
Druckprozess wird das Bild im ersten Schritt auf eine Gummiwalze und im zweiten
Schritt von der Walze auf das Papier übertragen. Bei diesem Druckverfahren ist
ein seitenrichtiges Bezeichnen der Platte möglich – im Gegensatz zur
klassischen Lithografie wo die Steinplatte seitenverkehrt gestaltet werden
muss.
Über dem ganzen Atelier liegt eine gewisse
Patina, der Schreibende erlebt hier schon fast einen musealen Charakter. Dieser
Eindruck deckt sich mit den Vorstellungen von Luzia Lenggenhager und Rolf
Trochsler. Für sie beide sei es wichtig, dass das wertvolle Wissen über, sowie
die Erfahrung mit dem qualitativ hochstehenden, differenzierten und
anspruchsvollen Lithografieverfahren nicht verloren gehe. Dazu dienen auch
Projekte in Zusammenarbeit mit anderen Kunstschaffenden (so wie stattgefunden
bei einem Lithografieprojekt mit Künstler_innen aus allen Alpenländern) und es
wäre für sie spannend, wenn sich wiederum etwas ähnliches realisieren liesse.
Neben der „musealen“ Herstellung von
Lithografien eröffne sich aber auch eine immense Vielfalt an künstlerischen
Ausdrucksmöglichkeiten, wenn man dieses alte Flachdruckverfahren mit
zusätzlichen Bearbeitungen und Ideen kombiniere und es dadurch erweitere. Dies
mache Freude, wecke Neugier und warte darauf wieder entdeckt zu werden.